Dynamikrobuste, rotierende Organisation

Niels Pfläging stellt in seinem Buch „Organisation für Komplexität“ (ISBN-10: 3868815708) ein Organisationssystem vor, welches verspricht die Probleme heutiger (Markt-) Dynamik zu lösen oder zumindest sichtbarer zu machen als in Organisationen mit klassischer Matrixorganisation.

Die Organisation wird stattdessen als Netzwerk aufgebaut und kann so schneller auf (vielleicht überraschende) Veränderungen reagieren. König ist wie immer der Kunde, der von außen an der Organisation „zieht“. Diesem Zug widmen sich mächtige Kundenzellen, in denen die Wertschöpfung erzeugt wird. Diese direkt wertschöpfenden Kundenzellen müssen cross-funktional aufgestellt sein, um den Kunden bedienen zu können. Selten benötigte Dienste finden die Kundenzellen im Zentrum. Dort werden Dienste untergebracht, deren redundante Auslegung in den Kundenzellen offensichtlich unwirtschaftlich wäre und die nur indirekt zur Wertschöpfung beitragen (zum Beispiel Buchhaltung, Compliance, …)

Dynamikrobuste Organisation
Dynamikrobuste Organisation

Mit der Zeit werden sich die Anforderungen verschiedener Kunden ändern. Neue Kunden kommen hinzu. Vielleicht verschwindet auch ein Kunde vom Radar. Um darauf reagieren zu können, dürfen die Kundenzellen nicht als feste Teams gedacht werden. Vielmehr ist eine flexible Rotation angebracht. Das führt gleichzeitig dazu, dass Wissen über Kundenzellen gestreut wird. Man kann sich die Peripherie als zwei Ringe vorstellen. Im äußeren Ring befinden sich die Kern-Mitglieder der Kundenzellen. Es ist sicher nicht geschickt einen vertrauten Kundenbetreuer alle paar Monate auszutauschen. Im inneren Ring rotieren Mitarbeiter schneller und wechseln da hin, wo sie am besten Wert für einen Kunden liefern können. So kann sich die Organisation Änderungen am Sog von Außen, von den Kunden, flexibel anpassen.

Das Pull-Prinzip erfahren

Das Pull-Prinzip wird oft mit Hilfe eines Druckers erklärt. Der Drucker zieht ein Blatt ein (Pull), erledigt seinen Arbeitsschritt (das Bedrucken einer Seite) und fährt erst dann mit dem nächsten Blatt fort. Drückt man schneller Blätter hinein (Push), als das Gerät bedrucken kann (Velocity), führt das zu einem Papierstau.

Vor ein paar Woche konnte ich das Pull-Prinzip auf einfachste Weise erfahren. Und zwar beim Schneiden von Meterholz in gebrauchsfertige Holzscheite. Das bedurfte drei Personen und drei Arbeitsschritte:

  • anreichen
  • sägen
  • abwerfen

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Der Stapel Holzscheite stellt das „ToDo“ (oder das Backlog) dar, der Wagen, auf dem das geschnittene Holz landen das „Done“ (oder das Produkt). Jeder einzelne konnte in seinem Arbeitsschritt nur konsequent per Pull arbeiten. Es kann nur dann gesägt werden, wenn der Abwerfer bereit ist neue Holzscheite anzunehmen. Neues Holz kann nur zum Sägetisch angereicht werden, wenn dieser frei ist. Schon nach den ersten paar Durchgängen lief das System in einem nahezu perfekten Rhythmus. Die Velocity ließe sich sehr genau messen. Beim nächsten Mal wissen wir also ziemlich genau, nach wie vielen Minuten der Wagen voll ist.

Warum funktionierte das System so gut? Ich denke es liegt hier an zwei Eigenschaften. Zum einen sind die Arbeitspakete (die Holzscheite) mit kleinen Varianzen immer gleich groß. Zum anderen erforderte das System an jeder Prozessübergabe die konsequente Einhaltung des Pull-Prinzips. Eine gute Erfahrung und ein deutlicher Hinweis darauf, wo man auch bei anderen Pull-Systemen wie Kanban ansetzen sollte.

Die Fliege und der Fokus

Am Wochenende saß ich in guter Gesellschaft nach gutem Essen bei einer Tasse Espresso und einer interessanten Zeitschrift entspannt am Wohnzimmertisch. Ein Blick durch das Fenster ließ die schon fast herbstlichen Temperaturen erahnen. Ruhig blies der Pelletofen noch den restlichen Rauch wärmespendender Pellets durch den Abzug. Der Fokus war eingestellt auf die Tasse leckeren Espresso und einen Artikel über die IT-Branche Indiens.

Ein agiler Bierpilz mit Kanban-System

Am Pfingstwochenende im Jahr 2013 hatte ich das Vergnügen in einer fünfstündigen Schicht in einem Bierpilz zu arbeiten. Um 19 Uhr sah es noch so aus als wäre das ein langweiliges Unterfangen. Gegen 20 Uhr nahm der Kundenansturm Fahrt auf und erreichte schnell sein Top-Niveau, welches sich bis zum Ende der Schicht hielt! Die Zeit verging wie im Flug. Als ich später noch einmal darüber nachdachte, erkannte ich viele Gemeinsamkeiten mit agilen Werten und Prinzipien,… und einem Kanban-System.

Reflect-ion

Willkommen zu meinem neuen Blog Reflect-ion.

Unsere heutige Welt ist komplex, unsere Umwelt ändert sich dynamisch. Wir sind schlecht beraten der Komplexität und Dynamik mit Organisationsformen und Management-Instrumenten des letzten Jahrhunderts zu begegnen. Stattdessen sind neue Denkansätze hilfreich…

Mich beschäftigt der Themenkomplex. Manchmal denke ich darüber nach und reflektiere konkrete Sachverhalte und schreibe darüber. Bisher habe ich die Texte auf it-service-müller.de veröffentlicht. Ab jetzt werde ich das in diesem Blog tun. Diese Seite wie auch die Veröffentlichungen sind always beta, so wie fast alles in unserer neuen, immer schneller rasenden, Welt. Ich bin über jedes Feedback per Kommentar oder auch Twitter dankbar!

Reflexion bezeichnet die Tätigkeit, eine Erfahrung Revue passieren zu lassen und sie dabei unter verschiedenen Gesichtspunkten zu durchdenken, um Erkenntnisse aus ihr zu gewinnen. Es geht um das Nachdenken über das praktische Tun, das Aufwerfen von Fragen oder die Diskussion neuer Ideen.