Updated on November 26, 2020
Die wichtigsten Unterscheidungen für Deinen Umgang mit Geld
Unterscheidungen fördern Erkenntnis. Wenn wir das eine von dem anderen Abgrenzen und darüber nachdenken, was genau den Unterschied ausmacht, gewinnen wir Einsichten, die wir für unsere Geldentscheidungen bewusst nutzen können.
Ein paar der wichtigsten Unterscheidungen, die uns im Umgang mit Geld und unseren privaten Finanzen hilfreich sind, stelle ich in diesem Artikel vor. Findet ihr weitere wichtig? Dann lasst sie gerne in den Kommentaren hier.
Konsumieren vs. Sparen
Eine simple, aber wichtige Unterscheidung besteht zwischen dem Konsum und dem Sparen. Wenn man sich mal fragt, was man mit Geld, sei es Bargeld oder das Geld auf dem Bankkonto, machen kann, dann gibt es da erst einmal nur zwei sinnvolle Möglichkeiten. Natürlich, mit Geld kann man alles Mögliche machen. Aber alle noch so kreativen Varianten kann man, wenn man mal von dem Vernichten der Geldscheine absieht, auf genau zwei fundamentale Verwendungsarten des Geldes reduzieren: Sparen und konsumieren.
Über das „Geldausgeben“ müssen wir nicht sprechen. Gerade nicht zum Black Friday. Schließlich konsumieren wir täglich. Wir kaufen Dinge oder Dienste, zahlen Miete, zahlen für Abos usw. Das Geld, was wir hingegen nicht ausgeben, sparen wir zwangsläufig. Dabei ist es egal, ob wir Geldscheine unter das Kopfkissen legen oder Buchgeld auf einem Konto verwahren lassen.
Das Sparen von Geld ist gleichbedeutend mit der Aufschiebung der Entscheidung, was du mit dem Geld anfangen möchtest.
Verbrauchen vs. Verbindlichkeit
Wir bleiben erst einmal beim Konsumieren. Wenn du Geld ausgibst und dir dafür etwas anschaffst, dann hat das immer Auswirkungen auf deine zukünftigen Vermögensverhältnisse. Und zwar negative. Das ist immer noch trivial. Womit wir aber Schwierigkeiten haben, ist die Unterscheidung zwischen Käufen, die nur einmal Geld kosten und Käufen, die auch oder sogar ausschließlich in der Zukunft Geld kosten werden.
Das passiert immer dann, wenn wir Verbindlichkeiten eingehen, wie es beim Abschluss eines Abos passiert. Aber auch der Kauf eines Autos gehört dazu. Beim Kaufpreis bleibt es dann nicht. In dem Moment, in dem du dir ein Auto kaufst, legst du teils gewisse, teils ungewisse Ausgaben für die Zukunft fest. Das Auto soll hier nur als Beispiel dienen. Auch die eigene Immobilie gehört dazu. Sie ist ein Konsumgut, welches beträchtliche Ausgaben in der Zukunft vorprogrammiert.
Im Unterschied dazu kann das Essen im Sterne-Restaurant oder die Urlaubsreise zwar auch teuer sein. In diesen Fällen verbrauchen wir das Erworbene aber sofort und es zieht, jedenfalls in den meisten Fällen, keine zukünftigen Ausgaben nach sich.
Vermögenswert vs. Verbindlichkeit
Eine der wichtigsten Unterscheidungen ist die zwischen Vermögenswerten und Verbindlichkeiten. Immer dann, wenn wir etwas anschaffen, was wir nicht sofort verbrauchen, können wir zwischen einem Vermögenswert und einer Verbindlichkeit unterscheiden. Beispiele für Verbindlichkeiten habe ich oben schon genannt: das Auto, die selbst bewohnte Immobilie. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen: die Haustiere, der Swimmingpool, der Rasenmäher, … mit alle dem gehen wir Verbindlichkeiten ein.
Im Gegensatz dazu führen Vermögenswerte zu zukünftigen Einnahmen. Die Aktie ist ein Beispiel für ein Vermögenswert. Sie führt zwar genauso wie der Kauf von Konsumgütern zunächst zu einer Ausgabe, verspricht aber in der Zukunft Einnahmen, entweder durch Kurssteigerung und/oder durch Dividenden. Die gleiche Sache kann je nach Verwendung Vermögenswert oder Verbindlichkeit sein:
Die vermietete Immobilie ist ein Vermögenswert, jedenfalls so lange die Mieteinnahmen die Kosten der Immobilie übersteigen. Ein Auto, welches zum Ausliefern von leckeren Pizzen und Pasta verwendet wird, ist durchaus ein Vermögenswert, solange die Umsätze die Kosten inklusive des Wertverlusts übersteigen.
Investieren vs. Spekulieren
Eine Unterscheidung, die dir bei dem Vermögensaufbau hilft, ist die zwischen dem Investieren und dem Spekulieren. Es ist nicht immer ganz eindeutig, was zur Spekulation und was zum Investieren gehört. Nur für die Spekulation lassen sich eindeutige Beispiele anführen: der Gang an den Roulette-Tisch in Las Vegas. Aber auch der Kauf von Zertifikaten auf Rohstoffe an der Börse oder der Tausch von Geld in andere Währungen sind Spekulationen. Man spekuliert eben, dass die Kugel schon auf Rot fällt, der Preis von Kupfer steigt oder der Yen aufwertet. Geht die Spekulation auf, kann mit Gewinn verkauft werden. Geht sie nicht auf, sitzt man auf Verlusten.
Das Merkmal von Investitionen ist dagegen, dass man zum Zeitpunkt, zu dem man die Investition tätigt, davon ausgehen kann, dass Geld in Zukunft zurückfließt. Man investiert in Vermögenswerte, die einen positiven Cashflow versprechen. Dazu gehört die Anleihe (jedenfalls so lange es noch positive Zinsen gab :-), die Aktie, die vermietete Immobilie oder auch der Pizzaofen und das Lieferauto des Unternehmers.
Der Satz „Ich investiere in das Unternehmenden XY“ ist also richtig, während die Aussage „Ich investiere in Gold“ in diesem Sinne falsch ist. Der bloße Besitz von Gold verspricht keine zukünftigen Zahlungsströme. Natürlich kann man Gold mit einem guten Gewinn verkaufen, wenn, ja wenn eben die Spekulation aufgeht, dass jemand das Gold zu einem höheren Preis kauft. Selbes gilt für den Yen, den Bitcoin, ja für alle Kunstgegenstände, Rohstoffe und Währungen.
Moment mal. Was ist aber mit Aktien von Unternehmen, die gar keine Dividende ausschütten? Hier fehlen doch die erwartbaren zukünftigen Zahlungen? Ja, ich glaube die Unterscheidung zwischen Investition und Spekulation ist streitbar. Der Versuch eine Aktie eindeutig der Investition oder Spekulation zuzuordnen, scheitert:
Der Kauf einer Aktie eines Unternehmens, welches keine Gewinne macht, kann man als Spekulation darauf interpretieren, dass es dem Unternehmen gelingen wird, in die Gewinnzone zu kommen. Macht das Unternehmen bereits Überschüsse und reinvestiert diese wieder in das eigene Geschäft, schüttet Gewinne aus (Dividende) oder kauft eigene Aktien zurück, kann der Kauf der Aktien als Investition gelten.
Der Preis einer Aktie ergibt sich an der Börse frei durch Angebot und Nachfrage. In diesem Preis werden immer beide Aspekte abgebildet. Zum einen beeinflussen die als sicher geltenden zukünftigen Gewinne und Dividenden den Preis, zu einem guten Teil aber auch die Spekulation auf die zukünftige Entwicklung dieser Größen. Somit ist der Kauf einer Aktie oder von Aktien allgemein mal mehr oder weniger Investition und gleichzeitig immer auch Spekulation.
Schreibt gerne einen Kommentar, wenn ihr das anders seht.
Tipps
Mach dir bei Finanzentscheidungen immer klar, dass sich jede einzelne auf deine zukünftigen Vermögensverhältnisse auswirkt. Das gilt vor allem dann, wenn du Verbindlichkeiten eingehst. Mach dir bewusst, wie viel du für den Konsum ausgibst und welchen Anteil du sparst. Wo musst du Verbindlichkeiten eingehen? Was kannst du in Vermögenswerte stecken? Welchen Anteil haben Spekulation und Investition? Wenn du anfängst darüber nachzudenken, wird sich auch dein Handeln verändern – und zwar ziemlich sicher zum Positiven.
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