Innovation durch Weglassen

Kreativität, Teamfähigkeit und unternehmerisches Denken, diese Punkte fehlen in fast keiner Jobanzeige. Klar, das Thema Innovation ist en vogue. Der Markt wird enger, die Dynamik nimmt zu. Innovative Unternehmen erzeugen Marktdruck auf weniger innovative Unternehmen.

Schaut man sich aber in den Unternehmen um, ist man von der Innovationsfähigkeit häufig nicht so recht überzeugt. Dabei hat man extra darauf geachtet die pfiffigen Mitarbeiter einzustellen oder auszubilden. Diejenigen mit Ideen, die sich begeistern können für eine neue Sache. Die dafür brennen und den nötigen Spirit auch in das Team einbringen.

Wie nun innovieren?

Jetzt ist vielleicht ein Absatz angebracht, der aufzählt, welche Umstände im Unternehmen vielleicht zu mehr Innovation führen könnten. Doch das ist nicht Ziel dieses Artikels. Vielmehr möchte ich darauf aufmerksam machen, was der Innovation alles im Wege stehen könnte, was also die Motivation versprühenden Mitarbeiter daran hindert oder davon abhält eigene Ideen auch wirklich umzusetzen und am Markt zu testen. Denn am Ende handelt es sich nur dann um eine Innovation, wenn die neu Idee auch umgesetzt ist und jemand echtes Geld dafür bezahlt.

Die Innovations-Firewalls

Vorab: diese Überschrift ist unpassend. Sie suggeriert, dass nun alle innovationshemmenden Strukturen abschließend aufgezählt werden. Das ist aber nicht der Fall. Eine Auswahl soll hier ausreichen.

Erfolg der Verangenheit

Ein Unternehmen wäre heute nicht am Markt, wenn es in der Vergangenheit und bis heute! nicht erfolgreich wirtschaften würde. Das wird niemand anzweifeln wollen, solange man erfolgreich auf den ökonomischen Aspekt bezieht. Das lassen wir mal so stehen.

Macht der Steuerung

Organisationen lernen mit der Zeit, wie die eigenen Produkte oder Dienstleistungen effizient erzeugt und vertrieben werden können. Prozesse bilden sich aus. Anleitungen wie etwas zu tun ist werden neuen Mitarbeitern an die Hand gegeben. Es werden Verantwortliche für Prozesse gefunden. Die, die den Prozess aufgebaut haben vielleicht. Regeln werden erlassen und Richtlinien. Alles, damit die Prozesse rund laufen. Prozesse, Regeln und auch die Führungskräfte steuern die Mitarbeiter, Maschinen und Software.

Feste Organisationsstruktur

Zudem bildet sich eine Organisation aus, die zu den etablierten Prozessen passt. Man findet heraus, wie man möglichst effizient arbeitet. Jeder hat seinen Platz, seine Stelle mit samt der dazugehörigen Stellenbeschreibung. Und da selbst diese noch genügend Spielraum lässt, braucht es Handbücher, Prozessbeschreibungen, Bedienungsanleitungen etc. Eine neu eingestellte oder frisch ausgebildete Mitarbeiterin wird zugeordnet, einem Bereich, einer Abteilung, einem Team, einer Stelle und einer vorgesetzten Führungskraft. Abteilung. Das war etwas oberflächlich, lesen Sie das Wort einmal intensiver! Ab-Teilung!

Funktionale Trennung

Funktionen, also beispielsweise die Kundenbetreuung, die Produktion, die Entwicklung, IT-Operations usw. werden getrennt. Jede Abteilung kann dann besonders effizient bestimmte Arbeitsschritte ausführen, mit dem Ziel, dass deren Ergebnisse für die nächsten Prozessschritte zu gebrauchen sind. Und falls nicht oder zu spät geliefert wird, dafür gibt es ja die Führungskräfte, die regeln das.

Was nun tun?

Wie schon oben angemerkt, möchte dieser Artikel es nicht leisten zu beschreiben, welche Struktur und welche Maßnahmen zu mehr Innovation führen. Ich möchte auf etwas anderes hinaus.

Für die Frage, was man tun kann, möchte ich zwei grundsätzliche Alternativen unterscheiden:

  • Weglassen
  • Hinzufügen

Weglassen

Ein möglicher Weg zur Wiederherstellung der Innovationsfähigkeit im Unternehmen ist das Weglassen etablierter Innovations-Firewalls, also das gezielte Abschaffen innovationsfeindlicher Strukturelemente. Weniger Steuerung und festgezurrte Strukturen für mehr Selbstorganisation und Führung. Weniger Regeln und enge Stellenbeschreibungen für höhere Flexibilität und engere Zusammenarbeit satt Abteilung usw.

Doch das fällt schwer. Das Weglassen einmal etablierter Strukturelemente fällt Managern mindestens genauso schwer wie dem Finanzminister die Abschaffung oder Vereinfachung von Steuerarten. Stattdessen fügen wir gerne Neues hinzu.

Hinzufügen

Statt also Verhinderer von Innovation aus dem Weg zu räumen, werden neue Maßnahmen ergriffen. Was also in der Organisation nicht entsteht, weil Hindernisse ein innovationsfreundliches Klima verhindern, soll herbeigemanagt werden. Apelle wie „wir brauchen mehr Innovation!“ sind da noch harmlos. Gremien, neue Projekt-Management Frameworks, Gruppen und Untergruppen, Innovations-Manager, InnoLab, Agenda 2030, der Fantasie sind gerade keine Grenzen gesetzt.

Fazit

Etwas Etabliertes wegzulassen, das fällt uns oft schwer. Schließlich gab es irgendwann einmal vielleicht gute Gründe es einzuführen oder auszuprobieren. Selbst, wenn etwas offensichtlich nicht zum Unternehmenserfolg beiträgt, wird oft daran festgehalten. Statt etwas wegzulassen fügt man weitere Strukturelemente der Organisation zu. Dann muss es doch klappen mit der Innovation!

Reflektieren Sie einmal darüber, ob es bei dem Thema Innovation oder bei einem anderen Thema in ihrem Unternehmen auch dazu kam, dass man obendrauf gesattelt hat, obwohl man vielleicht auch einfach mal etwas hätte weglassen oder auflockern können?


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